Geschichte - Dorfgemeinschaft Hövelriege e.V.

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Geschichte

Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,


nur wer weiß, woher er kommt  kann sagen, wohin er geht…….
Die Befassung mit der Geschichte liegt im Zeittrend . viele auch jüngere Bürgerinnen und Bürger  fragen heute nach den Wurzeln. Wenn wir die Vergangenheit nicht aufschreiben, könnte Wichtiges  für immer verloren gehen.

Im Jahr 1995 – ein Jahr nach  Gründung der Dorfgemeinschaft eV. – hat der 2009 verstorbene Johannes Buschmeier, ehemaliger Ortsheimatpfleger und Ex-Rektor der Franz-Stock-Realschule,  einen viel  beachteten Vortrag zur Entstehung von  Hövelriege und Riege gehalten. Die Informationen dürften Neubürger und Alteingesessene gleichermaßen interessieren.


Ortsheimatpfleger Johannes Buschmeier als Gast der Dorfgemeinschaft Hövelriege/Riege mit alten und neuen Ergebnissen  zur Ortsgeschichte:


Auf den Spuren der Gründer...

Johannes Buschmeier + 2009,

Ex-Ortsheimatpfleger

- Anfänge von Riege und Hövelriege von Westen entlang des Furlbaches/Von
den vier Urhöfen über die alten und neuen Zuleger, die alte Schule bis hin zur Entstehung von Kirche und Kirchengemeinde/ der  „Postirrtum" Riege/Interessierte Zuhörerschaft -

Seit nunmehr 50 Jahren (!!) ist er ehrenamtlicher Ortsheimatpfleger. Im Laufe eines halben Jahrhunderts hat sich Johannes Buschmeier ein so breites und fundiertes Wissen um die Geschichte Hövelhofs und der Ortsteile angeeignet, daß er  so etwas wie ein „lebendiges Lexikon" darstellt. Seine Erzählungen fesseln die Zuhörer, vor allem deshalb, weil er neben den zeitgeschichtlichen Einordnungen viel Lokalkolorit und vor allem Selbsterlebtes einfließen läßt.
„Kennen Sie noch den...., Können Sie sich vorstellen, daß hier einmal...., Wissen Sie, was Ihre Vorfahren hier betrieben haben........"
.
„Das Amt habe ich von einem Mitbürger ihres Ortsteiles übernommen - von Georg Pollkläsener" beschrieb der Ortsheimatpfleger die eigenen Anfänge.
Die Befassung mit der eigenen Geschichte liege dabei im Zeittrend: Es gibt, so Buschmeier, ein großes Interesse vieler Zeitgenossen an den eigenen Wurzeln.
„Achter den Füchten" (hinter den Fichten) lagen Hövelriege und Riege aus der Sicht Hövelhofs - so die Eintragung von Lehrer Köring, der 33 lange Jahre (von 1856 bis 1889) an der Rieger Schule tätig war. Den Aufzeichnungen des Schulmeisters  verdanken wir heute zahlreiche Details zur Ortsgeschichte:
Die 1815 gegründete Schule wurde im Volksmund auch „Kohlrieger Schule", später „Neuenrieger Schule" genannt - schließlich setzte sich dann der Begriff „Hövelrieger Schule" durch.
Teilgebiete der heutigen Ortsteile waren die Ramsel- und Bredemeiers-Ecke, die Kohlriege und die Neuenriege - Begriffe, die sich bis heute noch als Flurbezeichnungen wiederfinden.
Neben einem Vollmeierhof (Bredemeier) gehörten drei Halbmeier zu den Siedlern des Ortsteiles: der Ober- und Unterramselhof sowie der Furlhof.
Während die Ramselhöfe dem Fürstbischof gehörten, ist der Furlhof dem Delbrücker Valepagenhof (sehenswertes Hofhaus im Paderborner Dorf des Westfälischen Freilichtmuseums Detmold) steuerpflichtig.
Nächster zeitgeschichtlicher Abschnitt war die vor dem  30jährigen Krieg beginnende Siedlung der „alten Zuleger", von denen es insgesamt fünf im Bereich der Ortsteile gab - hierzu gehören  der Hof „Furlkröger" (früher   ?Alikenkröger), der ein Ableger des Furlhofes ist sowie der „Henkenhof", dessen Ursprünge nach Darstellung des Ortsheimatpflegers ins Rietbergische gehen und die Höfe Rüenbrink und Schröder (Schreier).
So wurde zum Beispiel im Jahre 1610 noch aus der „Gemeinheit" Land an Siedlungswillige verkauft, die den Hof der Eltern nicht erbten. Apropos „Gemeinheit": Sage und schreibe 60 Prozent des gesamten Areals waren in jener Zeit Gemeineigentum,  das nach ganz bestimmte Regeln genutzt und verwaltet wurde.
Die Zeit des 30jährigen Krieges fiel nicht nur für die Besiedlung des heimischen Raumes aus: „Von 1618 bis 1648 wurde praktisch nur zerstört" berichtete Buschmeier.
Aber bereits das Jahr 1650 markiert einen neuen Abschnitt - es begann die Ära der „neuen Zuleger" - Siedler aus dem Delbrücker Raum, die sich am Furlbach niederließen - interessanterweise von Osten beginnend mit dem Hof „Fiekens"  (Blome).
Der Ortsheimatpfleger sprach in diesem Zusammenhang vom festzustellenden „Drang nach Land" und einem „Flair der weiten Welt", der mit der Niederlassung in der noch unbesiedelten Senne einherging.
Bei der Wahl der Bezeichnung Riege lehnte man sich übrigens an die bereits seinerzeit in Delbrück (Hagen) bestehende gleichnamige Bezeichnung an, die noch heute gebräuchlich ist. Die Delbrücker Riegen waren also die „alten" und die  Hövelrieger Riegen die „neuen" Riegen.
Die Besiedlung der Senne begann also an den Bachläufen, aber keineswegs - wie zu erwarten - von Westen nach Osten, sondern genau umgekehrt, ausgehend von der alten Bielefelder Landstraße.
Das Gelände im Zentrum des heutigen Riege, wozu auch die Kirche gehört,  trug übrigens die Bezeichnung „Auf der Furl" und gehörte zum Furlhof.
Aufschlußreich auch eine Befassung mit alten Abgabelisten: So waren beispielsweise zu jener Zeit Abgaben für Bienenvölker zu leisten - der größte Imker war nach den Aufzeichnungen der „Brinkschnieder" (Plattdeutsch ein Schneider,  der auf einer Anhöhe = Brink sein Domizil hatte), mit über 500 Bienenvölkern (!).
1815 wurde die alte Schule, gezimmert auf dem Furlhof, gegründet, 1960 die Furlbachschule - noch vor der kommunalen Gebietsreform - als Einrichtung des Schulzweckverbandes Hövelhof-Stukenbrock.

Mit der Gründung der Kirchengemeinde schließlich verhielt es sich nach den Worten des Ortsheimatpflegers so: Der Gedanke entstand nach einer Anzeige des Zisterzienser-Ordens im Bistumsblatt „Leo" (heute „Der Dom"), der ein größeres  Gelände für eine Klostergründung suchte: Die Familie Engels aus Hövelriege meldete sich - allerdings platzten die Gespräche wohl.
Der Gedanke einer Kirche für die Ortsteile wurde jedoch im Jahre 1919 von der Familie Rodehuth (Oberramsel) weiterverfolgt beziehungsweise wiederaufgegriffen: Nach Abwägung mehrerer Standorte wurde 1921 der Kirchenbau fertiggestellt, 1925 schließlich  gründete man auch eine eigene Kirchengemeinde.
Der Ortsheimatpfleger bezog sich hierbei auf einen Vortrag von Heinrich Bultmann sen. aus dem Jahre 1985.
Johannes Buschmeier: „Gerade aus dem Kirchenbereich könnte man stundenlang erzählen - zum Beispiel zur Geschichte des Altares oder der Glocken. Das sind sehr interessante Kapitel der Zeitgeschichte."

Noch nicht abgeschlossen sind übrigens die Forschungen zur Entstehung des Ortsbegriffes „Riege". Einig ist man sich, daß die Herkunft auf postalische Bezeichnungen zurückgeht, die möglicherweise schon vor dem Zweiten Weltkrieg gebräuchlich  waren. Die Begriffswahl wird übrigens allgemein als unglücklich angesehen, da Hövelriege-Suchende oftmals in das heutige Riege gewiesen werden müssen und zudem - siedlungsgeschichtlich betrachtet - Riege eher die Bezeichnung „Neuenriege"  zugewiesen werden könnte. Ein Irrtum der Post stand gewissermaßen Pate bei der Namensgebung Rieges.
Quellennachfragen des Ortsheimatpflegers bei der Post blieben jedoch ohne Antworten, die eine zutreffende Erklärung liefern würden. In die aktuellen Forschungen hat sich die Dorfgemeinschaft mit ihrem Vorsitzenden eingeschaltet: Egon Spieker ist  mit der Bitte um Klärung dieser Frage im Deutschen Postmuseum zu Frankfurt vorstellig geworden - eine Antwort erhofft man schon in den nächsten Wochen.

Zurück zu den Schulen, die gerade im heimischen Raum ein wichtiger Kulturträger sind: Die Schließung der Schule in Riege im Zuge der Reform im Jahre 1970 wurde auch vom Ortsheimatpfleger als „großes Manko" beschrieben.

Für Hövelriege und Riege sieht der Ortsheimatpfleger übrigens gute Perspektiven: „Die Ortsteile haben ein ganz besonderes Gesicht und sind lebendig - ein Verdienst auch der Dorfgemeinschaft, die sich um viele allgemeininteressierende Fragen  kümmert." würdigte Ortsheimatpfleger Buschmeier, dessen Vortrag großen Beifall fand.

 
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